Gedanken
4.12.
Liebe Sundari,
ich hoffe du findest Zeit meinen Brief zu lesen trotz all deiner familiären Aufgaben und Fieber. Kannst aber auch später lesen.
Vielen lieben Dank für gestern Abend, dass ich neben dir sitzen und dich spüren durfte. Obwohl es ein wenig komisch war mit dir in der Öffentlichkeit zu sein und ich denke es war das erste Mal. Ich fühlte mich auch ein wenig beobachtet von der Gesamtgruppe und der Kindergärtnerin. Ich hatte auch ein wenig das Gefühl, dass du gestern mit den Gedanken wo anders warst bzw. auch reserviert warst, was ich dir nicht übel nehme. Unsere Situation ist eben kompliziert.
Nichts destotrotz konnte ich gestern beim Mantra Abend unheimlich gut meditieren und in mein Herz eintauchen, wo du warst und wo ich dich innerlich ständig vor mir, in mir, neben mir hatte. In diesem tiefen Ananda und Shanti hattest du einen Platz in mir! Und trotz aller äußerlichen Barrieren war es ein unheimlich schönes Gefühl deine Hand berühren zu dürfen. Das war nicht mal ich, jemand durch mich, hab ich so noch nie erlebt. Es war wie ein Durchbrechen in eine andere Welt. Wo man einfach sein darf und es keine Grenzen gibt.
In meiner inneren Stille hab ich dich so sehr gespürt. Es gibt keine Worte dafür. (War ja am Ende besser als über schwierige Themen oder Heilige zu sprechen :-) ) Es war fast furchtbar für mich beim Inder. Dort war keine Begegnung für mich sondern fast nur Leere. Mag sein dass du mir gut zugehört hast aber deine Liebe habe ich nicht gespürt. Aber ich verstehe dich. Vllt täusche ich mich.
Dir jetzt zu schreiben fällt mir nicht leicht. Ich habe Tränen in den Augen.
Es tut mir leid, dass ich in den letzten Wochen etwas zurückhaltend war. Du musst mich verstehen, es war eine Art Reaktion.
Ich habe dir mein Herz gegeben und ich kann das nur einer Frau geben! Aber im Laufe der Zeit wurde mir immer klarer, dass ich kaum einen Platz in deinem Leben habe. Ich hatte zuletzt auch vermehrt Signale deinerseits wahrgenommen, die mir klarmachten, dass du auch in Zukunft irgendwann mit mir keine Beziehung anpeilst. Kein Vorwurf, so war das Spiel, die Abmachung. Alles ist fair.
Es war wie ein Lauf gegen eine unsichtbare Wand. Ich wollte mit dir einfach Zeit verbringen und natürlich dich auch berühren oder irgendwie näher kommen, frei mit dir sein – ungeachtet von körperlichen Interessen, die ich aktuell wieder gut im Griff habe. Wir wollten etwas zusammen unternehmen, aber du machtest Rückzieher, da es ja zu intensiv werden könnte. Ich war enttäuscht und zum Teil auch erleichtert, da unserer Begegnungen immer wieder von dem Gefühl des Adharma begleitet waren, zumindest fühlte ich es so. Ich fühlte so eine starke Anziehung und so ein großes Verständnis und Tiefe und dann auch die andere Seite. Du hattest dich auch bemüht, dass wir uns sehen können, aber es waren immer nur kurze Momente, die immer auch sehr schön waren. (Ich wertschätze es immer noch sehr, dass du den weiten Weg in meinen Yogakurs kamst)
Und ich kann dich aufgrund deiner Lebenssituation verstehen, dass du innerlich auf Distanz gingst. (Ich weiß du wirst jetzt vielleicht denken, „nein, war ich nicht, und ich habe dir doch schon immer gesagt, dass ich an meinem Status quo nichts ändern werde etc.“ Aber es gab auch die andere Seite in dir. Und für mich ging zuletzt die Tendenz „gegen uns“.
Du sagtest mir einmal ich solle doch andere Frauen treffen, was mir nicht gefallen hatte. Ich habe das dann getan, auch ein wenig nach dem Motto, jetzt erst recht. Natürlich wieder rein platonisch. Aber es hatte mir gut getan eine Frau zu treffen, die ihrerseits nicht in einer Beziehung ist. Mir war auch hier klar, dass ich nur mit einer Frau leben kann die meine spirituelle Seite versteht. Aber es war eine Begegnung mit einer Frau ohne Beziehung.
Gestern Abend war so ein magischer Moment und ich möchte dich bitten zu akzeptieren, dass in mir eine Stimme ist, die mir sagt, dass es besser ist, dass wir jetzt nochmals eine ernsthafte Pause versuchen. All das, was mit uns passiert ist, ist und war so bedeutungsvoll und es wird Zeit für eine höhere Stufe der Begegnung. Du weißt wie sehr es mein Herz zerreißt, aber ich muss verstehen lernen, dass wir äußerlich wenig Zeit füreinander haben und dein Geist und Herz wo anders hingehört. Ich werde dich so sehr vermissen, ich kann es nicht beschreiben, all unser Austausch persönlich oder über Social Media, unsere gemeinsamen Gedanken, deine Anregungen, unsere Wertschätzungen uns gegenüber, inneren Begegnungen, Träume, deine Stimme (gestern habe ich zum ersten Mal ganz leise deine Singstimme gehört J ), ich werde es unendlich vermissen.
Du kannst anscheinend gut mit der aktuellen Situation leben, ich nicht. Bitte verstehe auch meine Seite, dass ich von zu Hause ausgezogen bin, 21 Jahre Ehe hinter mir habe etc.
Bitte verstehe meine letzten Zurückhaltungen und die kommende Pause nicht als Ablehnung dir gegenüber. Ich will dir gegenüber auch keinen Groll. Ich will dich lieben. Ich will dich am liebsten frei treffen. Gott weiß am besten, was er für uns geplant hat. Ich versuche seinen Plan zu akzeptieren.
Ich möchte nicht auf Dauer lebe wohl sagen, das kann ich einfach nicht und ich weiß ja nicht mal was morgen ist. Jetzt fällt es mir schwer sogar im Schreiben von dir loszulassen. Lass uns eine Pause mind. bis nach Indien machen und dann sehen wir weiter, ok?
Ich halte diese Pause für so wichtig, damit wir beide klar werden. Ich mache mir aktuell wenig Hoffnung dass wir irgendwann zusammen kommen. Du müsstest sehr große Schritte gehen wollen. Ich habe losgelassen. Und ich bin auch nicht zu 100% bereit. Vielleicht bin ich einfach dumm, wenig weitsichtig und vernünftig.
Du warst und bist mein Rumi, aber ebenso bist du mein Shams und viele weitere Spiegel. Vielleicht brichst du mein Herz (auf) und das war deine Aufgabe.
Es war alles richtig, dass wir nicht früher unseren Kontakt abgebrochen hatten. Es war so schwer für uns. Wir mussten das alles erleben.
Du und deine Familie seid gesegnet! Habe eine schöne Reise nach und in Indien. Nichts ist für ewig! Gott ist überall. Kümmere dich um deine Kinder. Ihre Bildung ist sehr wichtig.
Von tiefem Herzen, in Liebe, Martin
Du kannst mir natürlich auf diesen Brief antworten wenn du willst.
P.S. Vielleicht konnte ich mich nicht komplett klar ausdrücken, verzeih mir, es ist alles nicht sehr leicht für mich. Ich bin selbst nicht zu 100% klar, da es echt schwer für mich ist loszulassen.
Wasser
15.11.2022, Grafing
Mein Gedanke, der mir heute in meiner Meditation kam, sicher angeregt durch unser gestriges Gespräch, Sundari und (anschließend las ich) das 7. Kapitel in der Bhagavad Gita - möchte ich mit dir teilen.
"Wasser nimmt verschiedene Formen an. Es trägt Schiffe übers Meer, als Regen begießt es die Pflanzenwelt und die ganze Natur, es ist Lebensraum für Fische, Pflanzen und Mineralien. Es stillt den Durst der Durstigen. Es spendet Schatten. Es legt sich schützend über die Landflächen. Es kühlt den Erhitzten, es wärmt den Frierenden. Es ist der Schoß des neuen Lebens.
Wasser gibt sich, Wasser fragt nicht nach dem Empfänger, es bleibt immer im Fluss. Es verliert sich nie. Es ist immer da!
Obwohl es immer da ist: Möchtest du einer durstigen Person Wasser schenken, dann brauchst du dazu ein Gefäß. Zerbricht es, bekommt der Durstige kein Wasser. Das Gefäß braucht eine bestimmte Form, so dass es praktisch und angenehm für den Trinkenden ist und letzten Endes sein Durst gestillt werden kann.
Was ist nun die Bedeutung des Wassers und was ist die Bedeutung des Gefäßes, oh Sucherin?
Nun zum Sloka 6 aus dem Kapitel 7 in der Bhagavad Gita:
"Das Sich Vermischen dieser beiden Bereiche, der Natur (Materie,Prakriti) und des Geistes (Purusha), ist der Schoß aller Wesen. Das Leben selbst hat seinen Ursprung in dieser Vereinigung von Natur und Geist."